Ganz unten: Wein und Wahrheit
Grünkohl, Grünkohl über alles?
(Da sagte Max ganz leise: "Schiet,
Ich find dich ja so Scheiße, Lied!"
Beim Beaujolais wir hocken, scherzen
Und dippen Artischockenherzen.
Um Sechs wollen wir bei Uschi sein,
Da schlemmen wir uns Suschi ein.
Die Lippen sich der Schmecker leckt,
Paella richtig lecker schmeckt.
Verführt ist durch Frau Adas List,
Wer ihre Enchiladas ißt.
Aus Ghana: Fante-Fante - toll!
Quatscht Peter seine Tante voll.
Und Hendln aus der Steiermark
Find nicht nur Seppl Meyer stark.
Vom Tamarind trinkt Hagen Saft,
Der schmeckt dem Hagen sagenhaft.
"Lumumba - Rum mit Schokolade -
Den gibt es nicht in loco? - Schade!"
Für Meier, Schmitten, Pohl und Kinkel
Bedeuten Alptraum Kohl und Pinkel.
Und Eisbeinlust ist's Erbe dessen,
Der dumpf gewöhnt ans derbe Essen.
Der Sternekoch
Als Sternekoch glamierte Sören,
Erfand im Dampf glasierte Möhren.
Der Gäste Lob behagte Sören,
Konnt ständig das Besagte hören.
"Du mußt bei unseren Seelen schwören:
Laß nie Filets verschwelen, Sören!"
"Bing Eier von den Stören, Sören!"
Nie würd solch Reden Sören stören.
"Ihr redet wie besorgte Gören!"
Champagner drauf entkorkte Sören.
"Magst Trüffeln?" Fragte Sören Hagen.
"Die kenn ich nur vom Hörensagen."
Weihnachtsmahl
Bei Hunger ist es angemessen,
Zu sich zu sagen: "Mann, geh essen!"
Doch was wir in den Kragen mampfen,
Läßt allzu leicht den Magen krampfen.
Und weil wir eine Menge aßen,
Die Hemden bald zu enge maßen.
Ohne Titel
Sag, läßt du wohl das Zappen, Ella,
Für Moselwein und Appenzeller?
Für Beaujolais und Gorgonzola?!
***
Ach, kannste denn nicht Chips besorgen? Cola?
Petri Heil!
Nach Angelhaken-Schleiferei
Fing Max im Teich 'ne reife Schlei.
Marie kocht wie Forelle sie
In Essig blau, mit Sellerie.
Nur darauf hat ihr Mann geacht':
Daß sie mit Butter angemacht.
Mittelmeerdiät
In Spanien aß Jens Petermann
Fast jeden Tag ein Meterpan
Zu Tapas aus Gemüsen, Fischen,
Die sich zu Pulpofüßen mischen...
Dann Schinken vom Ibero-Schwein,
Oh je, Guarnatsch macht schwer oh Bein...
Auch Knoblauch und Tomaten, Salz,
Dann Saft von Gerstensaaten, Malz,
Und Salchichón, Chorizo fein
(Am liebsten steckst de Fiess oh rein)...
Am Ende dieser Wonnentage
Benötigt Jens 'ne Tonnen-Waage.
Antithese:
Vorweg verbrannter Flattermann,
Und danach dann ein matter flan.
Gewürzbord leer
Wachholder, Piment gern zum Reh Ali tät;
Doch dem steht entgegen die Realität.
"Kommt erstmal zum Tee", Ali rät.
Röstaromen
Nun kühl nicht deinen Hass, Gerd,
Am Gasherd!
Es tut sich mit Gerüchen kund,
Und Qualm erfüllt das Küchenrund.
Ach, taugt der teure Spitzenreis
Dem Maurer noch als Ritzenspeis?
Die Lendchen lange waren gut,
Und jetzt kann nur noch garen Wut.
Nachkriegszeit
Es gab damals in den Trizonen
Nach Ende des Kriegs wenig Bohnen.
Die Blauen hatte man satt,
Man aß jetzt Rüben anstatt,
Und träumte von Speck und Zitronen.
Gespenstisch
Wer vor einem Alptraum flieht,
Trinke einen Gildemeister.
Dieser stimmt die Geister milde,
Sagt man in der Meistergilde.
Wenn er dann Gespenster sieht,
Sind es meistens milde Geister.
Angepflaumt
Maruschka lallt keck,
der Marek lallt kecker:
Ein Slivović, der schmeckt nur kalt lecker!
Nun hört mal den Marek, wie keck dieser lallt:
Dem wird ja auch niemals der Lecker kalt.
Dick und rund
"Ich eß' jetzt so viele Kǿttbullar,
Bis daß ich aus dem Bǿtt kullar!"
Nach ungefähr vierzehn Bouletten
Schon mußten wir den Lou betten.
Ratschlag
Beim Chinamann die Kunden heulen,
Servierst du von brav Hunden Keulen.
Im Feuertopf, dem schmalen Becken,
Dürft's einzig Kannibalen schmecken.
Deshalb vermeid das Hunde-Keulen,
Zum Dank wird nie ein Kunde heulen.
Versuchung
Oder: Der Fummelrest vom Rummelfest
"Die Schlacht ist beendet, und still ruht der Tisch,
Verwaist liegen Teller und Platten,
Die hoch im Gewoge des Festes viel Fisch
Und Braten geboten uns hatten.
Ein vorletzter Brocken, der grinst mich frech an.
Man nötigt mich, ihn zu verspeisen.
Rot Scham und Verlocken, sie fechten mich an.
Mein Innerstes droht zu zerreißen!
Mal flüsterts im Kopf wie Welch Hochgenuß,
Mal: Gib dich nicht etwa geschlagen!
Doch eh man mich schließlich noch schlagen muß:
Dich eß ich, verdammt, jetzt - als Magenschluß!"
Quakers Cruesli
Volksweisheit: Wer nie sein Brot im Bette aß,
weiß nicht, wie Krümel pieken.
Am Morgen eß' ich Stuten gern.
Dann hat der Tag 'nen guten Stern.
Denn wenn im Bett ich Cruesli mümmel,
Pieken ohne Frage
Mich mindestens drei Tage
Darauf die Müslikrümel.
Fleischfresser
"Kommt der Hermann heim vom Tiefbau,
Wird's früh Zeit, daß ich das Beef tau'.
Kartoffeln sind, und Reis, nicht wichtig.
Gemüse? Ach, ich weiß nicht richtig..."
Käseverkäufer
Er hat sich in der Schar verwimmelt
In des Marktes Wimmelscharen.
Sein Käse nämlich war verschimmelt.
Nun - wer will schließlich Schimmelwaren?
Genießer
Genießer war Wolfgang aus Soest.
Schon immer hat eins ihn erboest:
Das Ketschup bei Tische
Zum edelsten Fische...
Drauf läßt er den grimmigsten Toest.
Hausschlachtung
Ist das Schwein erstmal geschlachtet,
Wird's zum Wassertrog verfrachtet,
Schrubbt man es und brüht die Wutz,
Nimmt ihr jeden Schweineschmutz.
Denn: wird aus dem Steiße Schinken,
Soll der nicht nach Unrat stinken.
Am Ende hat man's eingeschweißt,
Zuvor zerlegt, dann's Schwein geeist.
Nach der Diät
Diätbrei: als Happen ein Krummer.
Schafft Steaks ran, und Krabben, ein' Hummer!
Mein armer, mißhandelter Leerbauch
Will Pasta mit Pesto von Bärlauch!
Tragt Platten mit Speck auf, mit Käsen -
Die Rechnung geht keck mit auf Spesen.
Winterkost
Der Winter schockt mit Flockentraumen,
Dem Wanste helfen Trockenpflaumen.
Ins Müsli müssen Roggenflocken,
Wenn draußen wild die Flocken rocken.
W e i n u n d W a h r h e i t . . .
Jedem seinen Leibwein - Ob Männlein, oder Weiblein!
Badischer Wein
Von Sonne verwöhnt
In Wonne versöhnt.
Wehrhafte Vorliebe
Ein Ehepaar lebt an der Osel,
Vernarrt in den Wein von der Mosel.
Und wehe, ein Fiesling
Vermiest ihm den Riesling -
Dann kriegt er's zu tun mit Frau Rosl!
Den Krückstock schwang Frau Rosl: "Miesling,
Vermies uns nicht den Moselriesling!"
Höchste Anerkennung
Der Anblick eines Faß Weines
Ist doch was Feines!
"Der Wein, der schmeckt ja fein, was?!"
"Ganz frisch, ja, aus dem Weinfaß."
"Ihn aus der Kelter saufen?"
"Dann lieber Selter kaufen."
Winzerstolz
Es sprach mal ein Winzer aus Steinberg,
"Ich hoffe doch, daß man's am Wein merk:
Ist der nicht oho?!
Von höchstem Niveau!
Ein Markenwein, und schließlich mein Werk!"
Abenteuer des Kay Pirinha
Wenn vom Blau die Hitze sengt,
Kay in seinem Sitze hängt.
Gleich will in ihm gären Wut:
Stücken-Eise wären gut!
Eismaschin' hat feine Art.
Auf, zum Händler eine Fahrt!
"Du willst mit uns frosten, Kay?
Dann trinkst du jetzt kostenfrei
Alles was du siehst rundum:
Bier und Wein und Gin und Rum ..."
Runden jagen Runden stumm,
Und bald sind zwei Stunden rum.
Wollte später wann zu Anken,
Doch die Bar fängt an zu wanken.
Jetzt hat Kay 'nen taffen, ihr
Glaubt es nicht, ein Affentier,
Welches seinen Nacken zwickt
Und bei jedem Zwacken nickt.Denkt Kay auch: "Ich schlaffe ab" -
Niemals macht der Affe schlapp.
Schnapsglas hoch, die Welle steigt.
Aff nicht von der Stelle weicht.
Andren Morgen will Kays Affe
Eines nur: viel Eiskaffee !
Hoher Anspruch
Ein Winzer vom Rheine aus Bingen
Will spornstreichs Frau Silke beringen
(Gebürtig aus Peine,
Liebt Lyrik und Weine).
Muß kelternd jetzt Rilke besingen.
Alkoholische Aversionen
Mir macht schon das Wort Pein:
Billiger Portwein!
Und nur bitterer Vermouth --
Mehr Wut.
Wer liebt Malvasia?
Oh Herr, salva mia!
© Peter Möck, Berlin
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